In des Herzens heilig stille Räume

Schiller Gedicht eingeritzt von Anette "In des Herzens heilig stille Räume, Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit wohnet nur in dem Reich der Träume, Und das Schönste blüht nur im Gesang." Droste-Hülshoff — Fenster im Großen Esszimmer. Burg Hülshoff, Havixbeck. Foto © Dietrich Hackenberg
Schiller Gedicht eingeritzt von Anette Droste-Hülshoff — Fenster im Großen Esszimmer. Burg Hülshoff, Havixbeck.
Büste der Annette von Droste-Hülshoff im Park von Burg Hülshoff. Foto © Dietrich Hackenberg

Büste der Annette von Droste-Hülshoff im Park von Burg Hülshoff

Büste der Annette von Droste-Hülshoff im Park von Burg Hülshoff. Foto © Dietrich Hackenberg

Büste der Annette von Droste-Hülshoff im Park von Burg Hülshoff

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Friedrich Schiller

18011

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden,
Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort?
Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden,
Und das neue öffnet sich mit Mord.

In des Herzens heilig stille Räume
Mußt du fliehen aus des Lebens Drang!
Freiheit ist nur in dem Reich der Träume,
Und das Schöne blüht nur im Gesang.
Portrait Gemälde Annette von Droste-Hülshoff im Großen Eßzimmer auf Burg Hülshoff. Foto © Dietrich Hackenberg
Portrait der Droste im Großen Esszimmer auf Burg Hülshoff
Portrait Gemälde Annette von Droste-Hülshoff im Großen Esszimmer auf Burg Hülshoff. Foto © Dietrich Hackenberg

Portrait der Droste im Großen Esszimmer auf Burg Hülshoff

Über das Gedicht im «Schiller Lexikon» von 1869

Als das Jahr 1800 zu Ende ging, fasste Schiller zusammen mit Goethe und (…) Leo v. Seckendorf (…) den Plan, den Anfang des neuen Jahrhunderts mit einer Reihe von Festlichkeiten zu begrüßen, um ihr liebes Weimar ein wenig in Bewegung zu bringen.

Indessen ließ es der Ernst der damaligen politischen Verhältnisse, so wie die innere Zerrissenheit der Gemüter zu keiner freudigen Stimmung kommen. So gehört denn dieses Gedicht nicht dem Anfange des Jahres 1801 an, sondern es ist (…) erst um die Mitte des Juni entstanden, und die leicht falsch zu deutende Überschrift erst später hinzugefügt worden.

Es enthält eine Schilderung der damaligen bewegten Zeit, erinnert an die Kämpfe, die im Jahre 1800 in Italien und Deutschland stattfanden, und an den nach dem Frieden von Lüneville noch fortbestehenden Krieg zwischen England und Frankreich.

  • Strophe 1, Vers 4 erinnert an die Ermordung des russischen Kaisers Paul I. am 23. März 1801.
  • Strophe 2 an den Zusammensturz vieler Staatengebäude, auf deren Trümmern neue Republiken errichtet wurden; ferner an das Abtreten des linken Rheinufers an Frankreich, so wie an den Kampf der Engländer gegen die Franzosen um Ägypten, welches im Jahre 1802 dem Sultan zurückgegeben wurde.
  • Strophe 4 weist auf den Gallierkönig Brennus hin, der den römischen Gesandten die Antwort gab: „Wir tragen das Recht auf der Spitze des Schwertes, und tapferen Männern gehört Alles“.
    Als derselbe im Jahr 389 v. Chr. Rom zerstörte und nur das Capitol sich noch hielt, verpflichteten sich die Gallier, gegen 1000 Pfund Gold wieder abzuziehen. Die Forderung ward bewilligt, indes wog Brennus dasselbe auf falscher Waage nach, und als die Römer sich beschwerten, warf er trotzig sein Schwert zu den Gewichten mit dem Ausruf: „Wehe den Besiegten!“ Indessen war Camillus zum Diktator ernannt worden und erschien zu rechter Zeit mit seinem Heer, um den Vergleich für nichtig zu erklären. Es kam zum Kampf, und keiner der Gallier erreichte sein Vaterland wieder.
    Der „Franke“ wird er genannt, weil man die alten Gallier, die früheren Bewohner Frankreichs, gleich den Franken, auch als Vorfahren der Franzosen anzusehen pflegt.
  • Strophe 5 Das Paradies, das von dem Briten unentdeckt bleibt, ist bis zur Schlussstrophe geschildert.

Quellen
Schiller-Lexikon. Nicolaische Verlgasbuchhandlung (A. Effert und L. Lindtner), Berlin. 1869. Seite 23-25



  1. Die Wende vom 18. auf das 19. Jahrhundert ist gezeichnet von den Napoleonischen Kriegen und den beginnenden Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten Frankreich und dem Britischen Reich. ↩︎


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