Spaniens Himmel über Berlin

Gedenkstätte der deutschen Interbrigadisten, Friedrichshain. Berlin 2007 Foto © Dietrich Hackenberg
Gedenkstätte der deutschen Interbrigadisten, Friedrichshain. Berlin 2007

Juli 1936, als „Reisegesellschaft Union“ getarnte Soldaten der Legion Condor brechen vom Lehrter Bahnhof nach Spanien auf. Heimlich sollen sie Francos Aufstand gegen die Republik unterstützen. Andere Berliner, geflüchtet vor den Nazis in die Emigration, bekämpfen in Spanien den Faschismus mit Wort, Musik, Kamera und auch der Waffe.

Historischer Reiseführer zu Orten der deutschen Hauptstadt, die von der engen Verknüpfung Spaniens und Deutschlands während des Bürgerkrieges zeugen.

Der Spanische Bürgerkrieg und Berlin

Vor über achtzig Jahren begann der Spanische Bürgerkrieg. Ein lokaler Konflikt, der zu internationaler Bedeutung auswuchs und Vorbote wurde für die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges.

In Spanien trafen die unterschiedlichen Ideologien und politischen Gesellschaftsentwürfe aufeinander, die Europa entzweiten. Rechte und Faschisten stilisierten den Putsch der Nationalen zu einem Kreuzzug gegen Atheismus und Kommunismus. Linke und Anarchisten, angefeuert von der revolutionäre Stimmung der ersten Wochen, versuchten ihre politischen Utopien umgehend in Spanien zu verwirklichen. Die sowjetisch geführten Kommunisten wiederum wollten zur Eindämmung des expandierenden Faschismus, eine so genannte „Volksfront“ bürgerlicher und linker Kräfte bilden. Der gemeinsame Nenner war der Abwehrkampf gegen die Faschisten. Konkrete politische Ziele verschwanden hinter propagandistischen Bildern von einer besseren und gerechteren Welt.

Zeitschrift „Pasaremos“ der Internationalen Brigaden von 1937 in deutscher Sprache
Zeitschrift „Pasaremos“ der Internationalen Brigaden von 1937 in deutscher Sprache

Viele Künstler und Schriftsteller reisten nach Spanien. Hier konnten sie Stellung beziehen und ihre Ideen im Propagandakampf kreativ umsetzen. Nach der Niederlage der Republik 1939 setzte sich diese Auseinandersetzung in Lebenserinnerungen, Liedern, Gedichten und Bildern fort. So wurden Mythen geschaffen, die im Kalten Krieg politisch instrumentalisiert wurden, um die eine oder andere Seite zu diskreditieren.

Besonders die deutsche Geschichte ist eng verknüpft mit dem spanischen Konflikt. Einerseits war der Sieg Francos über die Republik am 1. April 1939 auch ein Sieg Hitlers, der mit der Legion Condor in Spanien seine aggressiven außenpolitischen Strategien erproben konnte. Andererseits kämpften in den internationalen Brigaden zahlreiche emigrierte Deutsche, die auf spanischem Boden den Faschismus zurückdrängen wollten.

Spanien erinnern in der Bundesrepublik und der DDR

Während des Kalten Krieges war die Erinnerung an den spanischen Bürgerkrieg ein zentraler Streitpunkt der Selbstwahrnehmung der beiden deutschen Staaten. Die DDR inszenierte den Einsatz der „Antifaschistischen Widerstandskämpfer“ in den internationalen Brigaden als ersten Schritt zur Befreiung Deutschlands vom Faschismus – hin zur Gründung eines sozialistischen Staates auf deutschem Boden. Offizielle Gedenkveranstaltungen, ein Personenkult um in Spanien gefallene Brigadisten und die Herausgabe einer umfangreichen Erinnerungsliteratur sollten diesen Gründungsmythos verfestigen.

Eine Delegation der nationalen Volksarmee mit der Fahne der Spanischen Republik vor dem Spanienkämpferdenkmal. In: Horst Kühne. Krieg in Spanien 1936-1939. Ostberlin 1986.
Eine Delegation der nationalen Volksarmee mit der Fahne der Spanischen Republik vor dem Spanienkämpferdenkmal. In: Horst Kühne. Krieg in Spanien 1936-1939. Ostberlin 1986.

In der frühen Bundesrepublik fanden die ehemaligen Brigadisten nur wenig Beachtung. Sie standen unter dem Generalverdacht Abenteurer bzw. von Moskau gesteuerte Kommunisten zu sein. Ihnen wurden selbst Rentenansprüche, die man Mitgliedern der Legion Condor für Ihren Einsatz in Spanien gewährte, bis in die siebziger Jahre hinein nicht zugestanden. Die DDR kritisierte, dass ehemalige Offiziere der Legion Condor an führender Stelle in die Bundeswehr übernommen wurden. Bis vor kurzen war in Bundeskasernen sogar ein ehrendes Gedenken für Piloten der Legion offiziell gestattet.

Im wiedervereinigten Deutschland gibt es noch immer große Unterschiede im Erinnern des Bürgerkrieges. Dies gilt im Übrigen auch für das vereinte Europa und besonders für Spanien. Lange Zeit galt in Spanien, die Auffassung die Erinnerung ruhen zu lassen, um die alten Wunden nicht wieder aufzureißen. Der Bürgerkrieg ist als Ereignis und Erinnerung gemeinsames Erbe der Europäer. Es muss Aufgabe eines sich weiter entwickelnden historischen Gedächtnisses des „Projektes Europa“ sein Unterschiede im Gedenken aufzuzeigen, Mythen zu brechen und Elemente eines gemeinsamen Erinnerns anzubieten.

Spurensuche in Berlin

Am Beispiel Berlins lassen sich die wichtigen Entwicklungen nachzeichnen, die den spanischen Konflikt und seine Erinnerung ausmachen.

In der kulturellen Metropole der 20er und frühen 30er Jahre wirkten zahlreiche Künstler und Schriftsteller, die den Bürgerkrieg in Ihren Werken bearbeiteten. Berlin war die Hauptstadt des Nationalsozialistischen Deutschlands, von wo die Intervention der Legion Condor gesteuert wurde. Und quer durch Berlin zog sich während des kalten Krieges die Mauer, die Deutschland teilte.

Galerie-Erinnerungsorte

Olympiastadion Olympischer Platz 3, 14053 Berlin Foto © Dietrich Hackenberg Im August 1936 richtet Nazideutschland in Berlin die Olympischen Spiele aus. Die Linke in Europa protestiert. Eine Diktatur, die politische Gegner ins Konzentrationslager steckt, massive Kriegsrüstung betreibt und jüdische Sportler ausschliessen will, darf nicht Veranstalter der Weltspiele werden. In Barcelona wird mit Unterstützung der katalanischen Regionalregierung eine „Volksolympiade“ organisiert. [...] Glauben Sie mir, diejenigen der internationalen Sportler, die nach Berlin gehen, werden dort nichts anderes sein als Gladiatoren, Gefangene und Spaßmacher eines Diktators, der sich bereits als Herr dieser Welt fühlt. [...]Rede Heinrich Manns auf der Konferenz zur Verteidigung der Olympischen Idee am 6. und 7. Juni 1936 in Paris Die Auftaktveranstaltung der Gegenolympiade hat man wegen des grossen Zuspruchs um drei Tage vor verlegt. Doch am frühen Morgen dieses 19. Juli rücken putschende Offiziere aus ihren Kasernen aus, um im Handstreich die linke katalanische Regierung zu stürzen. Der Putsch des General Franco, Beginn des drei Jahre dauernden Bürgerkrieges, hat auf Barcelona übergegriffen. Barrikaden, hastig aufgetürmt von der Bevölkerung Barcelonas, stoppen den Vormarsch der Aufständischen. Das Stadion wird jetzt zum Zentrum der ausländischen Freiwilligen, die sich melden, um gegen Francos Truppen zu kämpfen.
Olympiastadion Berlin

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Olympiade und Gegenolympiade – Sportler im Bürgerkrieg

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PDF-Faltblatt Lustgarten
Heldenkult – Siegesparade der Legion Condor

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PDF-Faltblatt Spanienkämpfer-Denkmal
Mythos Spanien – Gedenkstätte Interbrigadisten

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* Inhalte des gleichnamigen Projektes von 2008 realisiert von Dietrich & Hediye Hackenberg bzw. Antonio Muñoz Sánchez – umgesetzt mit Unterstützung des Ministerio de Cultura España

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